Tuesday, February 01, 2005

Bedrohte Teddybären

Mit der Zungenspitze zwischen den Zähnen wird der Kran sorgfältig gesteuert. Schwierig ist die Auswahl zwischen Bären und Löwen. Im letzten Moment entgleitet das behehrte Stofftier dem Greifarm normalerweise, dann verlangt der Automat neues Geld, und das Spiel, das von englischen Küstenstädten nicht wegzudenken ist, beginnt von neuem.

Doch jetzt droht dem natürlichen Habitat des englischen Teddybären Gefahr. Ausgerechnet im Spielgesetz, das sich dieser Tage durchs Unterhaus windet, will die Labourregierung grosse Bären verbieten. Riesige Spielkasinos nach dem Muster von Las Vegas? Kein Problem. Ausgewachsene Teddys für Kinder? Ausgeschlossen. Das Kulturministerium dementierte selbstredend, dass das Gesetz Vorschriften über Bärengrösse enthalte, aber wie anders soll man die Regelung verstehen, dass die in kleinen Spielsalons zu gewinnenden Prämien nicht mehr wie bisher acht, sondern neu höchstens fünf Pfund wert sein dürfen? Grosse Bären sind bekanntlich immer hungrig.

Die unbegrenzte Lust der "neuen" Labourpartei, die Alltagsvergnügen ihrer grossen und kleinen Bürger zu reglementieren, macht offenbar auch vor ausgestopften Bären nicht Halt und verrät ihre methodischen Ursprünge. Nicht genug damit, dass die Gesellschaft, wie ein Metallbaukasten verstanden wird, an dem man herumwerkeln muss - die Partei glaubt sogar treuherzig, dass die Drehung eines Schräubchens tatsächlich den erwünschten Effekt habe. Und diesmal hatte die strenge Heilsarmee den Schutz der Jugend vor krankhafter Spielsucht gefordert. Daher die kleineren Bären.

(aus: NZZ vom 1. Feb. 2005)

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