Tuesday, April 05, 2005

Frühlingsgefühle in Peking

China erlaubt Hochzeiten unter Studenten

Zum Frühlingsbeginn hat die chinesische Regierung den Studenten des Landes ein kleines Geschenk gemacht. Wie die Regierungszeitung "China Daily" dieser Tage meldete, dürfen die Studenten des Landes ab September heiraten. Bisher war es jungen Chinesen verboten, zu heiraten, solange sie an einer Universität eingeschrieben waren. Nur in Ausnahmefällen konnten sie um eine Heiratsgenehmigung der Universitätsleitung ansuchen. In den allermeisten Fällen aber mussten sie warten bis nach dem Studium. Studentinnen, die schwanger wurden, standen vor der Wahl, entweder ihr Studium abzubrechen oder abzutreiben.
Die neue Eheregelung ist eine Anpassung an eine Realität, die nichts mehr mit der Prüderie der Mao-Jahre zu tun hat. Hatte noch Anfangs der achtziger Jahre ein schüchterner Kuss für den Universitätsverweis gereicht, so haben einige Universitäten in den letzten Jahren begonnen, Kondomautomaten aufzustellen - unter wütendem Protest der Eltern.
Bereits vor einem Jahr hat China ein neues Eherecht eingeführt, nach dem Heiratswillige nicht mehr die Einwilligung ihres Parteisekretärs vorlegen müssen. Auch einige Universitäten lockerten daraufhin ihre Bestimmungen. Im Mai letzten Jahres löste die 23-jährige Studentin Wang Yang in der nordchinesischen Metropole Tianjin einen Medienrummel aus, als sie ihren - bereits diplomierten - Verlobten heiratete.
Ab September soll nun im ganzen Land gelten, was die Hochschule von Wang Yang in Eigenregie beschlossen hatte. Einzig das rechtliche Heiratsalter von 20 Jahren für Frauen und 22 Jahren für Männer beschränkt dann für viele Studenten noch die Einfahrt in den Hafen der Ehe. Ganz Wohl scheint der chinesischen Regierung bei diesem Schritt allerdings nicht zu sein. "Die Studenten sollten sehr umsichtig mit der Frage von Studium, Ehe und Familie umgehen. Sie haben schliesslich noch nicht die finanziellen Mittel für eine Ehe", kommentierte ein Beamter des Erziehungsministeriums den Schritt.

(aus NZZ vom 5. April 2005)

1 Comments:

Blogger Toby on Ice said...

Hmmm - jo, schönn
krass...

aber
wieso
eigentlich
oder doch ?
oder nicht?


Oder einen hypothetischen Numerus clausus für die Ehe anhand der Schulleistungen,
berechnet wäre da vielleicht was... grübel...
Anders ausgedrückt: wenn Frauen in der Schule schlechte Noten bekommen haben,
ist die Wahrscheinlichkeit für sie grösser, auch in der Ehe nicht erfolgreich
zu sein.
Stell Dir mal den Organisatorischen und Logistischen Aufwand vor,
Studium und Ehe unter einen Topf zu bringen... mit knapp 20 Jahren..

Die individuelle Zahlungsfähigkeit als Kriterium wäre mir da zu wenig Treffsicher,
zumal da fälschlicher Weise die verkehrten ausgeschlossen werden könnten...
hmmmmm
noch ein Faktor wär da...
die Studienmotivation bzw. die subjektive Lernkapazität könnte auch leiden unter der Ehe...
allenfalls auch zu überlegen wäre, inwieweit Ehetests als Kriterienkatalog Sinn machten
könnten... schwierig, schwierig.


ähmmm - doch da kommt mir was anders grad in Sinn:

Die chinesische Regierung hatte bereits das Jahr 2004 zum Jahr der Gleichberechtigung erklärt, um der Diskriminierung von Frauen entgegenzuwirken.


Das ganze hat natürlich nichts mit der plötzlich aufflammenden Menschenliebe oder Frauenfreundlichkeit der Chinesischen Regierung zu tun, sondern ausschliesslich Handfeste Gründe:

Mädchen gelten in der bevölkerungsreichsten Nation der Erde weniger als Jungen.
Die Folge: Eklatanter Männerüberschuss.
Nach offiziellen Statistiken muss China bald mit einem ernst zu nehmenden Frauenmangel rechnen. Weil wesentlich mehr Jungen als Mädchen geboren werden, wird es 2020 in der Volksrepublik 40 Millionen mehr Männer als Frauen geben.
Die jüngsten Daten weisen darauf hin, dass dieses Zukunftsszenario realistisch ist: Während das Verhältnis weiblicher und männlicher Geburten in China 1982 noch bei 100 zu 108 lag, waren es 1990 bereits 100 zu 111,3 und im Jahr 2002 schliesslich nur noch 100 zu 116,9. Bei mehr als 1,2 Milliarden bedeuten diese Ziffern ein erhebliches Ungleichgewicht in der Zusammensetzung der Bevölkerung.
Im Vergleich: Weltweit liegt das Verhältnis bei 100 Frauen zu 104 bis 107 Männern.

Dieser Frauenmangels wird/würde schwerwiegenden Problemen bringen.
Sollte sich der Trend fortsetzen, iat davon auszugehen, dass es zu mehr Übergriffen auf Frauen kommen wird, einem Anstieg von Vergewaltigungen, Prostitution, Entführungen von Frauen und bezahlten Heiraten.
Die unausgewogenen Geburtenraten stammen aus dem konfuzianische Wertesystem,
das Frauen den Männern unterordnet.
Nur männliche Nachkommen können demnach die Familienlinie erhalten.
In Kombination mit der chinesischen Ein-Kind-Politik führte die männliche Vorrangstellung – vor allem im ländlichen Raum – zu einer Vielzahl von Abtreibungen weiblicher Föten oder zur Vernachlässigung von Mädchen.

Die Regierung in Peking hat übrigens bereits verboten,
dass Ärzte Eltern das Geschlecht ihres ungeborenen Kindes mitteilen.

Der nächste logische Schritt wird demnext sein:
Nur wer mit 22 Jahren verheiratet ist, kriegt nen Studienplatz...
schöne Aussichten...

jo, China steht nicht allein da, mit dieser Familienpolitik in den Drittweltländern.
Wir brauchen dringend MEHR Frauen Nachwuchs.
so oder so

4:22 PM  

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