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Monday, January 31, 2005

Die zwei Etappen der Aufklärung

1. Teil

Die sexuelle Aufklärung des Kindes zerfällt in zwei Teile, die wir A und B nennen wollen. Die Aufklärung A ist für das jüngere Kind bestimmt und sagt ihm, dass das Kindlein aus dem Schosse der Mutter geboren werde. Die Aufklärung B ist für das ältere Kind bestimmt und gibt ihm Aufschluss über die Befruchtungsvorgänge.
Die Aufklärung A ist für Kinder von vier bis sieben Jahren bestimmt. Man gebe sie ganz einfach, ohne grosse Umschweife. Auch ein besonders poetisches Vorgehen ist dabei durchaus nicht obligatorisch. Absichtlich reden wir ganz schlicht und vermeiden den Eindruck, als ob wir da dem Kinde eine ganz absonderliche Mitteilung zu machen hätten. Denn wir wollen ja gerade verhüten, dass im Kinde ein besonderes Interesse für die Sache erwache! Das Kind frägt zum Beispiel:" Mutti, wer hat mich denn zu dir gebracht, als ich noch klein war?" die Mutter antwortet:" Niemand! Weisst du, kleine Kinder wachsen im Leibe vom Mutti, und kommen dann, wenn sie etwa so gross sind (sie zeigt mit den Händen eine Halbmeterdistanz), zur Welt. Schau da, unter meinem Herzen, bist du gewachsen, warst zuerst winzig klein, und bist dann immer grösser geworden und zuletzt, als du keinen Platz mehr hattest, kamst du ans Tageslicht." - Die Mutter soll dann ja nicht etwa vor Schreck vom Sessel fallen, wenn das Kind - wie es hie und da einmal geschieht - die sehr prosaische Bemerkung macht: "Aber dann gibt es ja ein Loch!" Sondern in aller Seelenruhe antwortet sie: "Natürlich; drum eben tut es der Mutter weh, wenn ein Kindlein geboren wird; aber nachher wächst alles wieder hübsch zu, dass es ist wie vorher."
Die Aufklärung A zu geben ist sehr einfach; jede Mutter, die es wirklich will, ist dazu fähig. Spätestens vor Ablauf des ersten Schuljahres soll sie erfolgt sein. Stellt das Kind nie eine entsprechende Frage, so führt man eben selber eine Gelegenheit herbei: Zum Beispiel:" Schau mal das herzige Kindchen hier im Stubenwagen! Weisst du eigentlich, woher es hierher gekommen ist?"
Sollte wider Erwarten eine Mutter aus irgendeiner Hemmung heraus ihr acht- oder gar neunjähriges Kind noch nicht aufgeklärt haben, so hole sie unverzüglich das Versäumte nach, indem sie ihm ein entsprechendes Schriftlein zu lesen gibt, zum Beispiel mein Büchlein"Woher die Kindlein kommen", Verlag Orell Füssli, Zürich; Fr. 1.2o.


(Aus:"Mutterfreuden, Mutterpflichten" von Dr. med. Hans Hoppeler, Zürich in der Nachkriegszeit)

Kleine, Pikante Gerichte

Die Zeiten sind vorbei, in denen ein Essen aus mehreren Gängen bestand. Die schlanke Linie, Mode und Diät haben die Menüs ausser Kurs gesetzt - vom Geldbeutel ganz zu schweigen.
Wenn er, der Herrlichste von allen, aber von einer Reise zurückkommt, dann erzählt er so gerne von: Hors d'oeuvre, Antipasti - "netten" kleinen Vorgerichten. Alle Männer schnabulieren gerne pikante Kleinigkeiten. Und wenn er gar zwei Geschäftsfreunde oder alte Kollegen zum Essen mitbringt - dann ist es diplomatisch, eine kleine "nette" Vorspeise aus dem Ärmel zu schütteln. Es macht immer Eindruck - die gute Laune hängt vom guten Essen ab. Lieber wenig und gut, als viel und schlecht! Alle paar Wochen kommt dann die kleine Anfrage aus dem Unterhaus: "Könntest du nicht mal so was Nettes, Pikantes...?" Na, wir kennen doch unsere Pappenheimer! Also:
1. ganz kleine Portionen, etwa eine Seemuschel voll - nicht mehr.
2. pikant,pikant, pikant!
3. was in der Speisekammer ist - daraus wird mit Liebe und mit Phantasie gezaubert.

(aus: "Was Männern so gut schmeckt" von Lilo Aureden; München 1959)